Stillende Frauen leiden häufig an einem Mangel an essenziellen Nährstoffen
Muttermilch stellt die optimale Ernährung für Säuglinge dar. Einer in der Fachzeitschrift Nutrients veröffentlichten Bevölkerungsstudie aus Neuseeland zufolge weisen stillende Frauen jedoch oftmals Defizite an Vitamin D, Vitamin E, Mangan, Selen sowie weiteren wichtigen Nährstoffen auf. Die Autoren betonen, wie entscheidend eine ausreichende Nährstoffversorgung sowohl für Mutter als auch für Kind ist, da Mängel sowohl die Entwicklung des Kindes als auch die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mutter beeinträchtigen können.
Es ist allgemein bekannt, dass eine Frau während der Schwangerschaft eine gesunde und nährstoffreiche Ernährung benötigt. Dasselbe gilt für die Zeit nach der Geburt, da die Qualität der Muttermilch von wesentlicher Bedeutung für das weitere Wachstum und die Entwicklung des Kindes ist. Der Nährstoffbedarf steigt zudem an, da sowohl die Bedürfnisse des Kindes als auch jene der Mutter gedeckt werden müssen. In Ländern wie Australien, den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und weiteren Staaten wurde jedoch beobachtet, dass viele Mütter nach der Geburt die Bedürfnisse des Neugeborenen in den Vordergrund stellen und dadurch die eigene Ernährung vernachlässigen. Ziel der neuen Studie aus Neuseeland war es, den Ernährungszustand stillender Mütter zu untersuchen und diesen mit den allgemeinen Nährstoffempfehlungen zu vergleichen.
Die als Mother and Infant Nutrition Investigation bezeichnete Studie umfasste 76 stillende Mütter. In den ersten drei Monaten nach der Geburt führten die Frauen ein detailliertes Ernährungstagebuch und wurden befragt, ob sie Nahrungsergänzungsmittel einnahmen. Anschließend wurde ihre Nährstoffzufuhr ausgewertet und mit den offiziellen Richtlinien für stillende Frauen in Neuseeland und Australien verglichen. Insgesamt ergab sich, dass die folgenden Prozentsätze der Frauen ausreichende Mengen aus den jeweiligen Hauptnahrungsgruppen aufnahmen:
- Obst: 25 %
- Gemüse: 0 %
- Getreideprodukte: 5 %
- Fleisch und Eier: 34 %
- Milchprodukte: 13 %
Darüber hinaus erfüllte keine der stillenden Frauen die Anforderungen sämtlicher Nahrungsgruppen. Der Verzehr mehrerer Nährstoffe lag daher bei den meisten Teilnehmerinnen unter den offiziellen Empfehlungen.
Für ausgewählte Nährstoffe bestand bei folgenden Prozentsätzen ein Mangelrisiko:
- Vitamin D: 53 %
- Vitamin E: 55 %
- Mangan: 61 %
- Selen: 55 %
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass stillende Frauen häufig Schwierigkeiten haben, den offiziellen Richtlinien für eine gesunde Ernährung zu folgen, und einem hohen Risiko für Defizite an Vitamin D, Vitamin E, Mangan und Selen ausgesetzt sind. Sie verweisen außerdem auf eine größere europäische Bevölkerungsstudie (ATLAS), die zeigte, dass die Zufuhr von Vitamin A, C, D, Folsäure und Jod bei stillenden Frauen unter den offiziellen Empfehlungen liegt. Offenbar hat die Anreicherung von Brot mit Folsäure in Neuseeland dazu beigetragen, einen Folsäuremangel im Land zu verhindern.
Die neue Studie untersuchte nicht die Aufnahme von Fisch und Meeresfrüchten durch stillende Frauen, obwohl diese wichtige Quellen für Omega-3-Fettsäuren und Jod darstellen. Die Autoren verweisen jedoch auf eine ältere amerikanische Untersuchung, die zeigte, dass stillende Frauen oftmals einen Mangel an der Omega-3-Fettsäure DHA – die für die Gehirnentwicklung bedeutsam ist – sowie an den Vitaminen A und D und an Cholin aufweisen.
Nährstoffdefizite sind sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern weit verbreitet.
Welche Auswirkungen hat ein Nährstoffmangel bei stillenden Frauen?
Nährstoffdefizite können sowohl die Menge als auch die Qualität der Muttermilch beeinträchtigen. Wenn das Kind über die Muttermilch nicht ausreichend Nährstoffe erhält, kann dies weitreichende Folgen haben. So ist beispielsweise Vitamin C für das Bindegewebe, das Gehirn und das Immunsystem von Bedeutung. Vitamin D spielt eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Knochen und Immunsystem des Kindes. Jod und Selen sind essenziell für den Stoffwechsel. Mangan ist wichtig für den Energiestoffwechsel und die Knochengesundheit. Darüber hinaus fungieren Vitamin C, Vitamin E und Selen als Antioxidantien und schützen die Zellen vor oxidativem Stress.
Die Autoren erörtern zudem, wie sich eine ballaststoffreiche und pflanzenbasierte Ernährung positiv auf den Blutzuckerspiegel, die Insulinsensitivität, das Fettprofil, die Darmflora und die Reduktion von überschüssigem Bauchfett der Mutter auswirkt.
Es besteht ein erhebliches Risiko, dass die Mutter selbst unter den genannten Nährstoffmängeln leidet, was sich negativ auf Energielevel, Gesundheit und Stimmung auswirken kann. Eine ältere chinesische Studie zeigte zudem, dass einseitige Ernährung und Nährstoffdefizite das Risiko einer postnatalen Depression erhöhen.
Warum fällt es stillenden Frauen schwer, sich gesund zu ernähren?
Die Autoren der neuen Studie gehen auf verschiedene Faktoren ein, die dazu beitragen, dass stillende Mütter sich ungesund ernähren und mehrere Nährstoffe nicht in ausreichendem Maße aufnehmen. Dazu zählen unter anderem:
- Mangel an Wissen über offizielle Richtlinien und Nahrungsergänzungsmittel
- Eingeschränkter Zugang zu gesunden Lebensmitteln
- Finanzielle Schwierigkeiten und fehlendes Wissen über kostengünstige gesunde Ernährung
- Stress, Schlafmangel und Energiemangel
- Fehlende Unterstützung durch Familie und Angehörige
Die Autoren betonen, dass eine Vielzahl von Aspekten berücksichtigt werden muss, wenn stillende Frauen ihre Ernährungsgewohnheiten verbessern möchten.
Auf der Website der Dänischen Veterinär- und Lebensmittelbehörde finden sich weitere Hinweise zu Ernährung und Nahrungsergänzungsmitteln für Schwangere und Stillende. Ebenso gibt es nützliche Ratgeber mit hilfreichen Informationen und inspirierenden Rezepten für gesunde Mahlzeiten.
Referenz:
Ying Jin, Jane Coad und Louise Brough. Food Group Consumption and Nutritional Intake by Breastfeeding Women: Comparison to Current Dietary Guidelines and Nutrient Recommendations. Nutrients, 2025
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