Funktioniert Selen als Quelle der Jugend?
Es gibt viele Hinweise, die darauf hindeuten. Selen ist Bestandteil einzigartiger selenhaltiger Antioxidantien, die unsere Zellen vor freien Radikalen, Alterungsprozessen und vorzeitigem Zelltod schützen. Dies wird in einer neuen Studie der Universität Osaka in Japan hervorgehoben, die an Stammzellen durchgeführt wurde.
Viele Krankheiten und Alterungsprozesse sind durch oxidativen Stress gekennzeichnet. Dabei handelt es sich um einen Zustand, in dem potenziell schädliche freie Radikale die schützenden Antioxidantien überwiegen. Freie Radikale sind an verschiedenen Stoffwechselprozessen beteiligt, aber ihre Aktivität muss sorgfältig kontrolliert werden, um zu verhindern, dass sie Zellen und Gewebe angreifen. Der Einfluss freier Radikale wird durch Alterung, schlechte Sauerstoffverwertung, Rauchen, Alkoholmissbrauch, Schwermetalle, Medikamente, Stress und Strahlung noch verstärkt.
Eine der gefährlichsten Folgen ist, wenn freie Radikale Lipide wie Cholesterin und mehrfach ungesättigte Fettsäuren in Zellmembranen angreifen und zerstören – ein Prozess, der als Lipidperoxidation bekannt ist. Die freien Radikale lösen zudem Kettenreaktionen aus, bei denen sie die energieproduzierenden Mitochondrien der Zellen, die DNA, Proteine und andere Bestandteile angreifen können. Dies führt dazu, dass Zellen nicht mehr optimal funktionieren, abnormal werden oder vorzeitig absterben.
Die Anhäufung dieser freien Radikale, auch ROS (reaktive Sauerstoffspezies) genannt, trägt zur Entwicklung altersbedingter Erkrankungen wie Arteriosklerose, Krebs, Diabetes, Stoffwechselkrankheiten, Demenz und mehr bei. Daher ist es besonders wichtig, ausreichend mit Antioxidantien versorgt zu sein, die freie Radikale auf unterschiedliche Weise neutralisieren können.
Menschliche Zellen enthalten 25 verschiedene selenhaltige Proteine (Selenoproteine), von denen mehrere als einzigartige und unersetzliche Antioxidantien wirken. Diese Antioxidantien wirken der Lipidperoxidation entgegen, indem sie freie Radikale neutralisieren.
Selenmangel schädigt Blutzellen und andere Zelltypen
Die Forscher hinter der neuen Studie stellten auch fest, dass bestimmte Blutstammzellen, sogenannte HSCs (hämatopoetische Stammzellen), die sich zu roten und weißen Blutzellen entwickeln, durch oxidativen Stress und Lipidperoxidation im Alterungsprozess geschädigt werden können.
Gleichzeitig zeigen alte Blutstammzellen (HSCs) häufig eine beeinträchtigte Synthese der 25 verschiedenen Selenoproteine. Es war jedoch bisher unklar, wie dies zu Alterungsprozessen in den Zellen beiträgt und ob es möglich ist, diese Entwicklung zu verlangsamen.
Die Forscher untersuchten dies daher weiter, indem sie Mäuse genetisch so veränderten, dass ihre normale Synthese von Selenoproteinen gestört war.
Anschließend untersuchten die Forscher, wie sich die gestörte Synthese der Selenoproteine auf Blutstammzellen (HSCs) und die Bildung anderer Blutzellen auswirkte. Sie beobachteten eine sehr schädliche Wirkung auf die Blutstammzellen (HSCs) und eine Art weißer Blutkörperchen, sogenannte B-Zellen, die für die Antikörperproduktion und Immunabwehr verantwortlich sind. Es gab auch eine weniger starke negative Wirkung auf Myeloidzellen, die Vorläufer reifer Blutzellen sind.
Das auffälligste Ergebnis der gestörten Selenoproteinsynthese war ein dauerhafter B-Zell-Mangel. Darüber hinaus hatten die Blutstammzellen eine verringerte Fähigkeit zur Selbsterneuerung. Den Daten der Forscher zufolge treten dieselben schädlichen zellulären Veränderungen auch im Zusammenhang mit dem Alterungsprozess auf. Spezifische und schädliche Kettenreaktionen treten auf, wenn Zellen ihre Fähigkeit zur Synthese der verschiedenen Selenoproteine verlieren.
Insgesamt zeigte die Studie, dass Selenoproteine wichtige Antioxidantien sind, die Zellen vor Lipidperoxidation schützen. Darüber hinaus sind diese Selenoproteine entscheidend für die Erneuerung von Stammzellen und ihre normale Entwicklung zu roten Blutzellen und verschiedenen weißen Blutzellen. Diese Proteine sind auch für alle anderen Zellen im Körper wichtig, damit diese Energie erzeugen, ihre speziellen Aufgaben erfüllen und sich gegen oxidativen Stress schützen können.
Die Forscher gehen daher davon aus, dass die verschiedenen Selenoproteine helfen können, altersbedingte Krankheiten zu verhindern und zu bekämpfen.
Risiko chronischer Krankheiten und vorzeitigen Todes mit mehr Selen gesenkt
Die neue japanische Studie wurde im Blood Journal veröffentlicht. Sie steht im Einklang mit einer größeren amerikanischen Bevölkerungsstudie, die in Frontiers in Nutrition veröffentlicht wurde. Diese zeigte, dass eine höhere Selenaufnahme über Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Stoffwechselkrankheiten, Krebs und vorzeitigen Tod senkt. Laut dieser Studie sollte die optimale Selenaufnahme über 129 Mikrogramm pro Tag liegen. Diese Menge ist deutlich höher als die offiziellen Empfehlungen (RI), die in Dänemark bei 75 Mikrogramm für Frauen und 90 Mikrogramm für Männer liegen. Es ist auch eine Tatsache, dass viele Menschen in unseren Breiten zu wenig Selen über die Nahrung aufnehmen – vor allem wegen der selenarmen Böden. In zahlreichen Studien wurden tägliche Dosen von 200 Mikrogramm verwendet. Die sichere obere Aufnahmemenge liegt bei 300 Mikrogramm.
Quellen:
Yumi Aoyama et al. Selenoprotein-Mediated Redox Regulation Shapes the Cell Fate of HSCs and Mature lineages. Blood Journal, 2025
Osaka University. Selenoproteins: The fountain of youth? ScienceDaily. 2025
Yuchen Zhang et al. Association of dietary selenium intake with the risk of chronic diseases and mortality in US Adults. Frontiers in Nutrition 2024
Yuchen Zhang et al. Association of dietary selenium intake with the risk of chronic diseases and mortality in US Adults. Frontiers in Nutrition 2024
Das könnte Sie auch interessieren
Nach weiteren Informationen suchen...
- Erstellt am .